Das mit dem Klima ist schon eine seltsame Sache. Bereits zu meiner Schulzeit in den 1980er Jahren, habe ich immer wieder zu hören bekommen, dass wir auf eine dramatische Veränderung des Klimas zusteuern. Und in den letzten zehn Jahren waren diese für uns auch schon unmittelbar erfahrbar. Trotzdem sind wir immer wieder ziemlich überrascht, wenn uns eine weitere extreme Wettersituation trifft.
Erinnert ihr euch zum Beispiel noch an die Hitzewelle 2019`Oder die „sibirische Kälte“ im März 2018? Oder dass die Jahre 2014 bis 2017 bis dahin die wärmsten Jahre bei uns waren, seit man die Temperaturen regelmäßig erfasst?
Oft höre ich dazu: „Heiße Sommer hat es auch schon früher gegeben“ oder „Eiskalte Winter hat es früher auch schon gegeben“. Natürlich auch „Hochwasser hat es früher auch schon gegeben“ und „Starker Regen hat es früher auch schon gegeben“.
Natürlich hat es auch schon früher extreme Wettersituationen gegeben. Aber ist euch mal aufgefallen, wie sehr sich diese Extreme in den letzten Jahren häufen? Wenn ihr euch darüber einen Überblick verschaffen wollt, hat das Umwelt-Bundesamt eine chronologische Aufstellung verfasst.
Oft habe ich das Gefühl, dass viele Menschen noch nicht so richtig verstanden haben, was Klimawandel denn letztlich bedeutet. Und ja, das ganze Thema ist furchtbar komplex und nicht mal eben so zu erklären. Um die ersten Menschen auf den Mond zu bringen hat es lediglich die Rechenleistung von drei Comodore 64 benötigt. An der Simulation des Weltklimas versuchen sich derzeit verschiedene Computer aus der Top500-Liste der schnellsten Computer-Systeme und nähern sich erst so langsam der Realität.
Ein 1 oder 2 Grad wärmeres Wohnzimmer fühlt sich im Winter auch gar nicht so schlimm an. Und ob ich im Sommer jetzt bei 33 Grad oder 35 Grad schwitze, macht auch keinen großen Unterschied, oder? Wenn du hingegen mit 40 Grad Fieber im Bett liegst, ist dein Arzt zwar ernsthaft besorgt – aber mit 42 Grad Fieber bist du tot.
In Bezug auf das Weltklima wird dabei gerne vergessen, dass sich diese 2 Grad nicht auf die Erwärmung bei uns beziehen. Hier ist die durchschnittliche Erwärmung auf der gesamten Erde gemeint. Und da sind zwei Grad eine ganze Menge. So viel, dass sich die globalen Luft- und Wasserströme ändern und auch mehr Wasser aus den Ozeanen verdampft, was am Ende zu größeren Wolken führt. Und was passiert, wenn Wolken aufgrund geänderter Luftströmungen andere Wege nehmen oder auch schneller und langsamer über uns hinwegziehen, das merken wir gerade.
Vielleicht kannst du das ganze mit dem Klimawandel und dem Umweltschutz aber auch gar nicht mehr hören. Ist in den letzten 40 Jahren auch ein wahres Dauerbrenner-Thema.
In einem Gespräch hat mir mal jemand entgegnet, dass die Natur schon alleine mit den Belastungen fertig würde. Das ist zwar wahr, aber auch unglaublich zynisch. Immerhin geht es bei diesem Thema darum, die Grundlage für unser eigenes Überleben zu schützen – also die Welt um uns selbst herum. Deswegen nennen wir das Ganze auch Umweltschutz. Vielleicht denkst du gerade konkret an die Menschen, die durch den Starkregen in diesem Juli 2021 und dem damit verbundenem Hochwasser ihre Häuser verloren haben.
Der Schaden ist aber wohl viel größer und trifft auch dich schon heute:
Die Versicherungswirtschaft hat im Jahr 2019 schon einen Gesamtschaden von geschätzt 32 Milliarden Dollar angegeben – und dieser Schadenswert dürfte über die Jahre noch erheblich steigen. Diesen Schaden zahlst am Ende du – nämlich direkt und indirekt über deutlich erhöhte Versicherungsprämien.
Am Ende kannst du dagegen aber nur wenig unternehmen. Du würdest ja gern! Deswegen trennst du brav deinen Müll oder fährst vielleicht sogar ein Elektro-Auto. Für die richtig großen Schritte müssten alle mitmachen. Und damit sind nicht nur alle Menschen, sondern auch alle Unternehmen gemeint. Und die Politik hat uns in den letzten Jahren ja immer wieder erklärt, dass das wegen der schwierigen Gesamtsituation nicht geht.
Und dann kommt das Bundesverfassungsgericht und verurteilt unsere Regierung dazu. Und plötzlich geht es doch!
Unsere Politik wäre also doch durchaus in der Lage, Maßnahmen gegen den Klimawandel ergreifen. Diese Maßnahmen würden von uns allen zwar im ersten Moment etwas Mühe und Überwindung kosten, sparen uns auf Dauer aber eine ganze Menge Geld und eröffnen uns vielleicht sogar neue Verdienstmöglichkeiten. Das ist nicht nur Wunschdenken. Die aufkeimende Branche der deutschen Solar-Energie hatte gerade angefangen, echte Euros zu verdienen, als dort durch die Politik ca. 80.000 Arbeitsplätze vernichtet wurden, um 20.000 Arbeitsplätze in der Kohle-Industrie zu schützen. Ausgerechnet Kohle-Industrie, die wir ohnehin schon ohne Not mit Subventionen in Millionenhöhe künstlich am Leben erhalten.
Wir könnten also doch Schlimmeres verhindern! Dazu brauchen wir aber Leute an der Spitze unserer Regierung, die das auch wirklich wollen. Wenn ich aber sehe, wie der nächst-mögliche Bundeskanzler als Landesvater in seinem eigenen Bundesland ganze Ortschaften für Braunkohle-Bagger niederreißen lässt oder angesichts von Tot und Verwüstung in seinem Bundesland lieber Späße mit seinen Mitarbeitern macht, dann sehe ich schwarz. Vielleicht sollte ich mir doch besser neue Gummistiefel kaufen.