Flächen und Gebiete

Am vergangenen Freitag hat der Pforzheimer Künstler Thomas Olze seine neue Ausstellung “Flächen und Gebiete” in der Galerie Pforzheimer Art vorgestellt.

Da Thomas neben seinem Daytime-Job, seinem Dasein als Künstler und als Kurator bei Stattbad.digital auch ein toller Kerl ist und ich mich zudem gerade über jeden Kulturschaffenden freue, der endlich wieder von den Einschränkungen der letzten Monate befreit ist, habe ich ihn zur Eröffnung besucht.

Herausgekommen ist dabei ein kleines Vlog, das ich hier sehr gerne mit euch teilen möchte.

Wie ein Ei dem anderen

Manchmal fragen mich Menschen, wie das mit meiner Kreativität funktioniert. Meist haben sie mich zuvor etwas wage nach einer Idee oder Inspiration gefragt. Nach etwas Abklopfen der Rahmenbedingungen bin ich dann in der Regel in der Lage, irgendetwas mehr oder weniger Sinnvolles auszuspucken.

Das funktioniert mit verschiedenen Themen, aber am Besten funktioniert es für mich mit Geschichten. Im Herzen bin ich einfach Geschichtenerzähler, habe mich ja auch eingehend mit den Techniken des Schreibens von Geschichten und der Entwicklung des grundlegenden Stoffes beschäftigt. Und ich habe eine Zeit lang jeden Tag mit einer Stunde Zeit den ersten Abriss für eine neue Geschichte entwickelt. Da bleibt einfach etwas hängen.

Heute kam mir die Idee, ob ich das denn eigentlich immer noch kann. Dass ich das früher konnte, kann ich ja mit einem Ordner voller Ideen belegen. Aber vielleicht habe ich es inzwischen verlernt oder bin einfach nicht mehr in Übung? Zeit mich selbst zu überprüfen.

Ausgangspunkt sind zwei Eier. Es darf mich bitte niemand fragen, warum ich gerade auf zwei Eier komme. Das ist einfach jenes Bild, das ich in diesem Moment im Kopf hatte. Vielleicht, weil ich noch genau zwei Eier im Kühlschrank habe?

Eine Geschichte lebt im Grunde immer vom Konflikt. Was kann es aber bei Eiern für einen Konflikt geben? Schließlich gleichen sie doch wie ein Ei dem anderen? Was aber, wenn dem einmal nicht mehr so wäre? Was, wenn z.B. ein Ei deutlich größer wäre als das andere?

Damit lässt sich schon mal was anfangen, trägt den Konflikt aber noch nicht weit genug. Wegen einem womöglich zu großem Ei wird noch keine interessante Geschichte daraus. Was aber, wenn das Huhn, das dieses Ei gelegt hat, einfach nur noch erheblich große Eier legt? Hier wird es schon interessanter, aber doch noch nicht besonders außergewöhnlich. Außergewöhnlich wird es, wenn alle Hühner auf dem Bauernhof erheblich größere Eier legen und auch alle neugeborenen Tiere deutlich größer werden, als ihre Artgenossen auf anderen Höfen.

Damit hat sich jetzt auch schon der Ort der Handlung eingeschlichen: ein Bauernhof. Jetzt müssen wir uns nur noch darüber klar werden, aus wessen Perspektive die Geschichte erzählt wird. Der Bauer oder die Bäuerin lägen vielleicht nahe, aber irgendwie sind sie zu nahe am Geschehen, um die Besonderheit hervorzuheben. Aber wir könnten einen Kniff anwenden, und die Nichte des Bauern dafür verwenden, welche eigentlich gar nicht auf dem Bauernhof, sondern in der entfernten Großstadt lebt und mit Beginn der Geschichte einfach zu Besuch kommt. Grund dafür könnte ja sein, dass sie für einige Zeit ihrem hektischen Berufsalltag als PR-Managerin entkommen muss und sich daher zu Onkel und Tante aufs Land zurückzieht.

Unser Konflikt ist aber noch nicht stark genug. Warum sind die übergroßen Supersize-Eier denn ein Problem? Wahrscheinlich, weil die Eier durch ihre Größe einfach nicht mehr in die handelsüblichen Verpackungen passen und deswegen nicht mehr von den Großhändlern abgenommen werden? Vielleicht sind sie auch für eine industrielle Restverwertung ungeeignet, weil zu teuer – denn es sind hochwertige Bio-Eier. Der Bauer hat nämlich erst vor wenigen Jahren seinen Betrieb auf eine artgerechte Hühnerhaltung umgestellt. Womöglich fühlte er sich einfach zu alt, um den konventionellen Betrieb weiter aufrecht zu erhalten – seine eigenen Kinder wollten lieber im Büro arbeiten, als auf dem Feld oder mit Nutzvieh. Da hat er sich einfach dazu entschlossen, die Landwirtschaft soweit aufzugeben. Aus sentimentalen Gründen hält er sich jetzt aber halt noch Hühner. Da haben seine Frau und er wenigstens noch ein bisschen was zu tun. Die Hühner haben auf dem nun leeren Hof ja jetzt auch jede Menge Platz.

Wenn aber keiner die Eier oder die Hühner mehr kaufen will, ist diese Arbeit aber auch unwirtschaftlich – nur alleine der Hofladen reicht dann ja auch nicht. Also grübelt der Bauer darüber nach, das mit den Hühnern auch bleiben zu lassen. Aber seiner Frau gefällt der Gedanken nicht.

Die liebe Nichte will ihrer Tante da zur Seite springen. Wozu ist sie denn PR- und Marketing-Fachfrau, wenn sie Super-Bio-Eier und Hühner nicht im großen Stil verkauft bekommt? Eine gute Dosis menschlicher Hybris kann gut für Spannung sorgen. Hier kann sie sich also eine Medien-Kampagne überlegen oder mit Sterne-Köchen eine Allianz für besseres Essen schmieden.

Durch die gesamten Aktivitäten können sich aber auch herrliche neue Konflikte entspinnen. Nicht jedem gefällt es, wenn ein Bauer mit übergroßen Hühnereiern in der Zeitung steht. Zum Beispiel dann nicht, wenn die eigenen Hühner günstigenfalls Eier normaler Größe legen.

Ein übereifriger Veterinär-Beamter könnte an dieser Situation auch so seine Zweifel haben und es als Möglichkeit sehen, seinen unbändigen Arbeitswillen unter Beweis zu stellen, was sich dann ja vielleicht positiv auf die Karriere auswirkt?

Natürlich darf auch die persönliche Geschichte unserer Protagonistin nicht vergessen werden. Was hat sie in die aktuelle Situation gebracht? Hatte sie vielleicht Zweifel an ihrem Beruf? Sucht (und findet) sie vielleicht die große Liebe oder hat über ihren Beruf nur verlernt, in einer freundschaftlichen Art mit anderen Menschen umzugehen? Was nimmt sie aus der ganzen Geschichte sonst noch für ihr Leben mit? Tatsächlich interessieren sich Leser oder Zuschauer doch für die Geschichten über andere Leute, um sich vielleicht mit ihnen identifizieren zu können. Die Ereignisse um die Charaktere herum, sind nur das Vehikel, das diese Geschichte auf interessante Art zu transportieren hat.

Die Geschichte hat jetzt schon einmal einen ersten Rahmen. Natürlich müsste man jetzt tiefer in die Recherche zu den ganzen Sachverhalten einsteigen und sich auch Lebensläufe für die verschiedenen Charakter überlegen. Und man muss auch die Entscheidung treffen, in welcher Art und mit welchem Umfang diese Geschichte zu erzählen ist. Vielleicht hat hier ja jemand ein paar Euro auf der Seite liegen, um mich konkret mit der Ausarbeitung zu beauftragen 😉

Für einige Minuten kreativer Arbeit bin ich mit dem Ergebnis aber ganz zufrieden. Geschichten entwickeln klappt also noch. Und vielleicht ist das ja für den Leser dieser Zeilen auch Anregung, sich selbst eigene Geschichten auszudenken. Mich würde das freuen.

Ich vlogge wieder!

Vor einigen Jahren habe ich mich schon etwas auf YouTube umgetan und unter anderem immer wieder mal Vlogs veröffentlicht. Derzeit habe ich wieder mehr Lust darauf, Videos zu veröffentlichen, daher fange ich das jetzt wieder an.

Zudem wurde letzthin auch schon das eine oder andere Mal hinterfragt, ob ich denn wirklich so viel vom YouTube-Game verstehe, wie ich immer behaupte. Unerhört! Da muss ich doch glatt gegensteuern und mir als Ziel die 1.000 Abo-Marke setzen! Aber: hilft mir die Community dabei?

Das Video findet ihr unter https://youtu.be/kA-aKBgobXc, aber auch hier auf der Seite eingebettet

Die Selbst-Zerstörung der CDU

Gestern war Landtagswahl bei uns in Baden-Württemberg. Und bei den Leuten in Rheinland-Pfalz. Und die CDU hat mal wieder Stimmen verloren. Ich schreibe hier ganz bewusst „mal wieder“, da ich diese Entwicklung schon seit der Europa-Wahl beobachte.

Einige der ersten Reaktionen aus CDU-Kreisen war, die Schuld bei Einzelereignissen zu suchen– in diesem Fall den sogenannten „Corona-Raffkes“, welche sich durch den Verkauf von Masken einen Vorteil erschlichen hatten. Derlei Ausreden habe ich auch schon bei anderen Wahlen beobachtet. Mal war es der „Rezo“-Effekt, mal ein Rechtsruck in den neuen Bundesländern oder – freundlicher ausgedrückt – das Erstarken der bürgerlich-nationalistischen Parteien.

Die Aussage, die ich gerne gehört hätte, wäre gewesen: „Offenbar sind immer weniger Wahlberechtigte damit einverstanden, wie wir unseren Job machen. Vielleicht sollten wir uns kritisch selbst hinterfragen.“

Warum immer weniger Menschen mit der Arbeit der Unionsparteien einverstanden sind, hat Rezo in seinem Video „Zerstörung der CDU“ bereits vor zwei Jahren sehr schön dargelegt. Hier hätte man sich vielleicht nicht einfach nur über den Slang der Jugendsprache lustig machen sollen, den er passend für sein Zielpublikum gewählt hatte. Hier hätte sich die Union konstruktiv mit den Inhalten auseinandersetzen dürfen. Für viele Menschen lassen sich diese Beispiele bis zur heutigen Gegenwart weiterspinnen. Das Ergebnis, zu dem man dabei kommen kann ist, dass die CDU in Summe schlechte Arbeit darin leistet, mit aktuellen Herausforderungen umzugehen und für zukünftige Entwicklungen vorbereitet zu sein.

Das ist jetzt allerdings kein Problem, das die CDU oder gar nur die Politik trifft. Auch bei vielen Unternehmen und sogar bei einzelnen Personen – mich dabei ausdrücklich eingeschlossen – habe ich dieses Verhalten schon konkret beobachten können. Wenn etwas schlecht lief oder sich komplett anders entwickelt hat, wie man sich das erhoffte, hat man schnell den einen Grund zur Hand an dem es gelegen hat. Die Schuld liegt dann nicht mehr bei einem selbst. Das kann sich für den ersten Moment tatsächlich sehr befreiend anfühlen.
Schlimmer ist es dabei, wenn Dinge doch noch halbwegs und unter vielen zusätzlichen Mühen so irgendwie gelingen. Vielleicht war es ja nur nicht im zeitlichen Rahmen, es kostete am Ende doch mehr als geplant oder die Qualität hat nicht das Level erreicht, dass man ursprünglich erreichen wollte.

Im Projektmanagement gelten solche Vorhaben dann trotzdem als gescheitert. Nur das teuflische Dreieck aus Zeit, Kosten und Qualität definieren, welches Projekt am Ende ein Erfolg war.
Diese Sicht mag für den einzelnen Verantwortlichen schwer zu verdauen sein. Tatsächlich hilft sie aber, die Arroganz gegenüber der eigenen Zielsetzung (bzw. deren fehlen) abzulegen, das eigene Handeln immer wieder kritisch zu hinterfragen und so langfristig Fehlentwicklungen vorzubeugen.

Sollten man fehlerhafte Entwicklungen dann trotzdem nicht vermeiden können, ist es an der Zeit sich das alte Indianer-Sprichwort in Erinnerung zu rufen: „Wenn du feststellst, du sitzt auf einem toten Pferd, steige ab!“

Shakespeare, Marlowe und der gelbe König

Es hat mich wieder gepackt! Die Herren Lott und Schmidt vom Stay Forever-Podcast spielen wieder einmal ein Text-Adventure. Jenes erzählende Games-Genre, dass einem mit Worten beschreibt, was man sieht, hört, fühlt und erlebt. Im Gegenzug muss man selbst mit dem Spiel auch über einfache, einzutippende Befehle kommunizieren. „Gehe Westen“, „Nimm Gehstock“ oder „Drücke Riegel mit Gehstock“ könnten etwa solche Kommandos sein – sollte das Spiel mit der deutschen Sprache umgehen können.

Das Spiel erzählt einem dabei seine Geschichte, indem man sie ihm Stück für Stück entlockt. Daher fasst man heute diese Spiele unter dem Begriff der „Interactive Fiction“ zusammen. Meist wird dieser Begriff auch synonym für Text-Adventures verwendet, auch wenn das streng genommen nicht ganz stimmt. Andere Spielarten wie die sogenannten CYOA (Choose your own adventure) – Games, die sich von der gleichnamigen Spielbuch-Reihe ableiten, gehören nämlich ebenfalls zu dieser Gattung. Das aber nur am Rande, um vielleicht aufkommende Kritik an meiner Aussage schon einmal etwas zu entgegnen.

Das Spiel, um das es mir hier geht heißt „The King of Shreds and Patches“ (http://maher.filfre.net/King/) und stammt aus der Feder des amerikanischen Historikers Jimmy Maher. Nun, wahrscheinlich hat er es nicht wirklich mit einer Feder geschrieben. Es handelt sich dabei aber um ein Autorenwerk, das eben maßgeblich von einer Person geschrieben und entwickelt wurde.
Das Spiel versetzt seinen Spieler in das London des Jahres 1603. Die Pest wütet in der Stadt und Königin Elisabeth I liegt im Sterben. Als Inhaber einer kleinen Druckerei erhält man die Einladung zum Abendessen von einem alten Freund, den Schauspieler John Croft. Doch als man der Einladung folgend vor Crofts Haus steht, findet man dieses nur kalt und stumm. Schnell findet man heraus, dass Croft nicht mehr unter den Lebenden weilt und dabei ein Theaterstück von Christopher ‚Kit‘ Marlowe um den mysteriösen König in Gelb eine bedeutende Rolle zukommt. Nun liegt es am Spieler, die näheren Umstände zu erforschen und dabei auch mit weiteren historischen Personen wie William Shakespeare zu sprechen.

Die Geschichte dabei um die Entstehung des Theaterstückes über den König in Gelb zu stricken, ist ein cleverer Kniff von Jimmy Maher. Tatsächlich existiert dieses Theaterstück nämlich gar nicht. Seine Existenz ist lediglich ein zentraler Aspekt in der Sammlung von Schauergeschichten mit eben diesem Namen des amerikanischen Autoren Robert W. Chambers aus dem Jahr 1895. Chambers und seine Kurzgeschichtensammlung gelten dabei unter anderem als Ausgangspunkt und Inspirationsquelle für die Schauergeschichten von H.P. Lovecrafts und dessen Cthulhu-Mythos. Für mich allemal ein guter Grund, diese Kurzgeschichtensammlung auf meine Leseliste zu setzen.

Was hat das nun aber mit dem erwähnten Podcast zu tun?
Nun, Christian Schmidt und Gunnar Lott spielen dieses Spiel im Rahmen ihrer Reihe „Stay Forever Spielt“. Genau genommen, spielt jeder der beiden das Spiel für eine gewisse Zeit für sich selbst. Danach kommen sie in ihrem Podcast zusammen und berichten über ihre Spielerfahrung, was sie erlebt haben und auf welche Hindernisse bei den verschiedenen Rätseln sie gestoßen sind. Durch den gegenseitigen Austausch helfen sie sich, um im Spiel voran zu kommen und neue Ideen für noch ungelöste Rätsel zu entwickeln. Ihre Zuhörer laden sie dabei ein, dieses Spiel einfach mitzuspielen. Zwar fehlt den Zuhörern dann der unmittelbare Austausch über das Spielgeschehen, trotzdem entwickelt sich für alle Teilnehmenden ein gewisses Gefühl der Teilhabe an einem gemeinschaftlichen Vorhaben.

Ich habe mich ebenfalls dazu entschlossen, dieses Spiel mitzuspielen. In meinen Jugendjahren habe ich diese Art Spiele heiß und innig geliebt. Da mein Textverständnis und auch mein englischer Wortschatz (die meisten dieser Spiele sind eben in englischer Sprache abgefasst) damals geringer ausgeprägt war als heute, gelang es mir nur gelegentlich derlei Spiele zu lösen. Über die Jahre haben sich Games zudem stark weiterentwickelt, so dass dieses einstmals große Genre zunehmend an Bedeutung verloren hat und in den letzten beiden Jahren eher ein Nischendasein fristete. Ab und an gab es in den letzten Jahren zwar einzelne Games, die einer etwas größeren Menge an Gamern bekannt wurden, tatsächlich wird diese Art Spiel aber überwiegend von Enthusiasten und Hobbyisten am Leben erhalten. Mit einem nahezu überwältigenden Angebot an anderen Formen des Computerspiels, von denen etliche ebenfalls viel Spaß bereiten und interessante Geschichten erzählen, habe auch ich dieses Genre ein bisschen aus meinem aktiven Fokus verloren. Das Angebot mitzuspielen, war daher ein willkommener Anknüpfungspunkt, um eine alte Leidenschaft neu zu entdecken.

Da ich derzeit wieder Lust darauf habe Videos bei YouTube zu veröffentlichen nehme ich meine jeweiligen Spielsitzungen auf und stelle sie als LetsPlay zur Verfügung. Das erfordert für den Zuschauer allerdings etwas Ausdauer und Begeisterung, passiert auf dem Bildschirm selbst im Grunde doch nicht viel, abgesehen von viel Text, den ich mit meinen eher rostigen Fertigkeiten der englischen Sprache vortrage. Wer aber trotzdem sehen möchte, wie ich die Geschichte erlebe, ist herzlich eingeladen. Eine passende Playlist mit allen Episoden pflege ich direkt bei YouTube

Mein erster Eindruck zu Google Stadia

Den Start von Stadia hat Google schon ein bisschen verkackt. Ich z.B. habe am der der offiziellen Ankündigung die Founders Edition bestellt und sie vergangenen Dienstag bekommen. Ich hatte die (vorerst noch) nötige Hardware also erst eine Woche nach Start erhalten. Wenn man sich dazu entscheidet, der erste Pinguin zu sein, will man auch gleich gefressen werden. Das fanden neben mir auch viele andere Unterstützer reichlich doof – wer kann es uns auch verdenken?

Sei’s drum. So konnte ich das Paket einige Tage liegen lassen und habe mich erst heute – am ruhigen Sonntag – damit beschäftigt.
Soll ich meckern? Gefühlt wird überall im Netz über Stadia gemeckert, da könnte ich doch dem Trend folgen? Vielleicht steigert sich dadurch ja das Interesse an diesem Artikel?

Also gut, hier kommt meine Meckerei über Google Stadia. Drei. Zwei. Eins. Los!

Was mir gleich auffiel, als ich meine Founders Edition aufgepackt habe, waren weiße Kabel zu einem schwarzen Controller. Sind die Leute bei Google eigentlich farbenblind? Wenn ich einen schwarzen Controller bekomme, will ich doch auch was farblich Passendes dazu haben.
Wenn schwarz zu langweilig ist, dann vielleicht dunkelgrau mit roten Akzenten? Mensch Google, das hättet ihr echt besser auswählen können.
Und mit dem Kabel geht es gleich weiter. Es handelt sich hier nämlich um ein USB A auf USB C Kabel. Sehr löblich, dass man hier schon auf den neuen Standard geht. Warum hat aber dann der beiliegende Chromecast Ultra eine MicroUSB-Buchse? Soll das Kabel etwa nur zum Laden des Controllers taugen? Jetzt musste ich deswegen eines meiner überzähligen USB-Kabel verwenden. Natürlich habe ich ein zum schwarzen Chromecast farblich passendes Kabel genommen: dunkelgrau mit roten Akzenten!

Mehr habe ich bislang tatsächlich nicht zu meckern. Die Einrichtung von sowohl Chromcast als auch von Stadia selbst ging schnell, war gut geführt und verursachte keinerlei Probleme. Grundsätzlich hätte ich sogar auf die Einrichtung der Hardware verzichten können. Denn Stadia funktioniert auch von jedem halbwegs modernen PC aus. Sprich: wenn du von deinem PC YouTube-Videos schauen kannst, sollte auch Stadia funktionieren.
Ich habe das mal zum Spaß mit meinem Lenovo Miix 310 ausprobiert. Dabei handelt es sich um ein Windows 10-Tablet mit 10 Zoll Display und Intel Atom x5 Prozessor. Eine zum Spielen sonst recht ungeeignete Maschine. Stadia funktioniert darauf problemlos!

Ich habe bislang natürlich nur in die beiden Spiele gespielt, welche mir im Rahmen meiner Stadia Pro Mitgliedschaft zur Verfügung stehen. Das war schon erfreulich angenehm: im Shop anklicken, meinem Konto hinzufügen und ich konnte losspielen. Ich musste nicht erst etwas herunterladen oder installieren, ich konnte innerhalb einer halben Minute loslegen.

Es gibt im Netz schon Erfahrungsberichte von Nutzern, die mitten im Spiel ein Update installieren mussten. Und natürlich muss man hier sagen, dass gerade für die Multiplayer-Games auch immer Updates kommen werden. Im Gegensatz zum Spiel auf meiner stationären Konsole oder meinem heimischen PC macht das aber Google zum festgelegten Zeitpunkt. Wenn ich also nicht in just diesem Moment spiele, bekomme ich davon gar nichts mit. Wenn ich abends spielen will, kann ich einfach loslegen und muss nicht erst das Update installieren.

Auch das Spielerlebnis selbst war für mich in Ordnung. Ich spürte nicht, dass das Spiel statt auf einem Gerät in meinem Wohnzimmer auf einen Computer in einem entfernt stehenden Rechenzentrum lief. Ich gestehe hier gerne zu, dass ich mit einer VDSL25 (also der technisch kleinsten VDSL-Leistung) grundsätzlich gut ausgestattet bin – zumindest im Vergleich mit jenen Menschen, die in ländlichen Regionen wohnen und nur sehr schmalbandig ans Internet angebunden sind.
Trotz der Hälfte der Geschwindigkeit, welche nach offiziellem politischem Willen derzeit State-of-the-Art sein sollte, funktioniert Stadia aber gut. Natürlich gibt es viele Stimmen die sagen, Stadia bzw. CloudGaming wäre nichts für sie und würde daher am Markt keine Bedeutung erlangen (oder gar sterben). Dazu muss man sich aber erst einmal vor Augen führen, an wen sich so ein Dienst überhaupt richtet.
Als Founder bin ich natürlich erst einmal Versuchskaninchen und Beta-Tester. Die Entwicklung dieser Dienste hat aber gerade erst begonnen. Für den Moment hat mich Google aber überzeugt. Ich bin daher gespannt, in welche Richtungen sich das weiterentwickeln wird.

Warum Fliegen die schnellste Art ist, um zu Verreisen …

Das lästige am fliegen ist, das man zunächst 30 Minuten in der Schlange am Check-in und dann nochmals 30 Minuten in der Schlange zur Sicherheitskontrolle steht.

Dann 30 Minuten quer durch den Flughafen rennen, um zum Gate zu kommen und nochmals eine halbe Stunde Schlange stehen bis zur Passkontrolle.

Jetzt noch 30 Minuten über das Flugfeld laufen, bis man im Flugzeug sitzt und dann nochmals 30 Minuten bis auch alle anderen ihren Platz gefunden haben und der Flieger endlich zur Startbahn rollt.

Zum Glück dauert mein Flug nur etwas mehr als eine Stunde✈

Reisen verhilft zu noch mehr Einblicken

Manchmal verhilft einem das Verhalten anderer Leute zu Einblicken. Am heutigen zweiten Tag meines Trips nach Berlin hatte ich sogar zweimal die Chance für einen besonderen Einblick in menschliche Verhaltensweisen.

Auf meiner Reise bin ich ein ausgemachter Geizhals Sparfuchs. Daher habe ich mich, statt in ein teures Hotel zu gehen, in ein günstiges Hostel eingemietet. Das mich die Nacht nur 15 Euro kostet, ließ mich schon fast ein bisschen schuldig fühlen. Ich war noch gespannt, ob sich irgendwo ein Haken auftat, womit ich auch Recht behielt.

Auch wenn ich über eine bekannte Hotel-Reservierungs-Seite in Einzelzimmer gebucht hatte, gab es nur Zimmer mit vier Betten. Kein Problem für mich, habe ich doch auch schon in so mancher Jugendherberge übernachtet. Das dabei keine Geschlechtertrennung herrschte, verwunderte mich nur, störte mich selbst aber nicht weiter.

Ganz im Gegensatz zu meinem Zimmergenossen zur zweiten Nacht. Das irgendetwas nicht stimmte, merkte ich schon, als ich ihn am späten Nachmittag das erste Mal in unserem Zimmer traf. Berlin hatte tolles Wetter aufgefahren und für April war es unglaublich warm. Trotzdem hatte er sich in seinem Bett hinter einem riesigen Notebook versteckt. Da er mir eher nord-afrikanischer Herkunft und nicht älter als 18 Jahre zu sein schien, mutmaßte ich, ihm sei vielleicht kalt oder er verspürte Heimweh. Mehr als eine flüchtige Begrüßung tauschten wir daher auch nicht aus und ich beging mein Berlin-Touristen-Programm für den Abend.

Einige Stunden später lag ich schon in meinem Bett, als er sich dann doch ein Herz fasste und mich ansprach. Unsere weiteren Zimmerkollegen hatten sich zu dieser Zeit zwar schon ihre Betten reserviert, waren aber wohl noch in den Straßen Berlins unterwegs. Also kam er zu mir und rüttelte mich an der Schulter: „Hey, I can’t stay here. There is a girl in the bed above me.“

Wir diskutierten ein bisschen über diesen Umstand –insbesondere da ich zunächst glaubte, ihn nicht richtig verstanden zu haben.Aber es war tatsächlich so: er fürchtete sich davor, mit einem weiblichen Wesen im gleichen Zimmer die Nacht zu verbringen.

Na, wenn das nicht gehe, muss er sich halt ein anderes Zimmer geben lassen, konnte ich ihm schließlich nur sagen. Das ginge wohl aus irgendwelchen Gründen nicht, entgegnete er mir. Dann musst du wohl die Nacht irgendwie überstehen, wird schon nicht so schlimm werden, konnte ich nur noch erwidern. Ich war ihm keine große Hilfe.

Sophia, das Mädchen um das es ging, kam dann einige Zeit später. Sie war ein quirliges, lustiges Mädchen Anfang 20, das erstmal mit jedem ein Gespräch führen wollte. Der Junge war dabei für sie wesentlich interessanter als ich. Da ihr Redeanteil deutlich höher war als der seine, hat sie wohl gar nicht mitbekommen, wie unangenehm ihm die Situation war. Irgendwann wollte sie dann aber auch schlafen gehen, zog sich splitternackt aus, ließ ihre Klamotten an Ort und Stelle liegen und kletterte über die Leiterin in ihr Bett.

Die Nacht war fantastisch still. Normalerweise neigen männliche Zimmergenossen gerne zum Schnarchen. Unser vierter Mann tauchte aber nicht auf, Sophia gab nur ab und an ein kleines Quieken von sich und ansonsten war nicht einmal ein Atmen zu hören. Hoffentlich habe ich den Schnarch-Anteil gewissenhaft übernommen.

Am nächsten Morgen kaufte ich mir im Supermarkt gegenüber ein Frühstück und aß es gemütlich am einzigen Tisch in unserem Zimmer. Davon aufgewacht, kletterte Sophia aus ihrem Bett und zog sich an, wobei sie beständig mit mir quasselte. In unserer auf Deutsch und Englisch geführten Unterhaltung nahm ich mit, dass sie aus Lissabon kam und in Berlin auf einer Konferenz für das Transportwesen war. Ich erzählte ihr, dass ich ebenfalls auf einer Konferenz sei, nämlich der Quo Vadis der deutschen Games-Industrie. Sie war darüber ganz aus dem Häuschen. Man könne ja dann später gemeinsam zu den Konferenzen fahren.
Ja, wenn die denn am gleichen Ort sind, könne sie mich gerne begleiten. Die Fahrt zur Kulturbrauerei – der Veranstaltungsort der Quo Vadis in diesem Jahr – dauert vom Berliner Ku’damm rund eine halbe Stunde mit der U-Bahn.

Ach, sie sei gestern mit einem Bus gefahren, das wäre ihr dann gar nicht solange vor gekommen, sprach sie und machte sich auf ihre Morgen-Toilette.

Darauf hatte unser junger Mitbewohner wohl nur gewartet: er sprang aus dem Bett, zog sich seine Schuhe an – mehr hatte er auch nicht ausgezogen – packte noch hektisch ein paar Sachen in seinen Koffer und war drauf und dran das Zimmer zu verlassen, als das Mädchen zurückkam.

Freudig wollte sie die Unterhaltung des vergangenen Abends mit ihm fortsetzen, aber mit ein paar gestammelten Entschuldigungen, die im Grunde auch hätten heißen könne, er müsse eilig los um ein trächtiges Kajak zu entbinden, schaffte er es aus der Tür.

Sophia war über dieses Verhalten etwas irritiert, so dass ich ihr von meiner Unterhaltung über die Nöte des Jungen berichtete. Wir lachten gemeinsam über den Vorfall und machten uns schließlich auch daran unser Zimmer zu verlassen. Da ich noch für eine weitere Nacht gebucht hatte  half ich ihr noch mit ihrem Gepäck.

Im Erdgeschoss trafen wir dann nochmal auf unseren Zimmergenossen. Erst hier viel mir auf, wie aschfahl er aussah. Er musste die ganze Nacht kein Auge zugemacht haben und war daher total übernächtigt.
Ich merkte ihm an, dass er am liebsten im Boden versunken wäre und keine weitere Sekunde mehr der kleinen Quasselstrippe ausgesetzt sein wollte. Daher verabschiedeten wir uns im Vorbeigehen nur noch einmal von ihm und ich zog Sophia mit mir auf die Straße.

Die Fahrt Richtung Prenzlauer Berg empfand ich als einigermaßen anstrengend. Nicht nur, dass Sophia unentwegt redete, sie tat auch buchstäblich alles, was ich tat. Als sie sich die gleiche Tageskarte für Berlins Nahverkehr kaufte, war ich schon etwas stutzig. Ob das denn für sie die richtige Fahrkarte wäre, fragte ich sie. Ja, ja das würde sicherlich so passen, war ihre Antwort.
Welche Fahrkarte sie denn am Vortag gekauft hätte, wollte ich von ihr wissen. Ach, da hätte sie einfach keine Fahrkarte gekauft, gab sie zurück.
Ob ihr klar sei, dass die Fahrkarte nicht für ihre Fahrt am Abend zum Flughafen gültig sei, wollte ich schließlich noch wissen. Das wäre eher ein Problem für den Abend, war ihre Entgegnung.

Nun, mir war das am Ende  egal. Ich war eher froh, dieses Mädchen bald wieder von der Backe zu haben.
Für sie kam dann aber die große Überraschung, als wir das Gelände der Kulturbrauerei betraten. Das sei ja gar nicht der Campus der ECE ließ sie mich wissen.
Stimmt, entgegnete ich. Das ist die Kulturbrauerei.
Ob ich hier denn schon öfter gewesen wäre und mich auskennen würde, war ihre Frage darauf hin.
Tatsächlich hatte ich tags davor das erste Mal dieses Gelände betreten.
Ob ich ihr denn helfen könnte, ihre Konferenz zu finden, wollte sie nun wissen.
Aber mit dem Verweis, das meine Konferenz  schon begonnen habe und ich am richtigen Ort bin, verabschiedete ich mich schließlich von ihr.

Ich grübelte später noch ein bisschen über diese Begegnung. Wie mir eine schnelle Google Maps Suche sagte, war sie mir gut 12 Kilometer in die falsche Richtung hinterhergelaufen.

Als Fazit kann ich aus dieser Doppelbegegnung nur ziehen:

Sei – besonders auf Reisen – darauf gefasst, dass du aus deiner Komfortzone gerissen wirst.

Und gib niemals die Verantwortung für deinen eigenen Weg ab. Wenn du jemanden anderen folgst, führt dich das nur zu seinem Ziel, das nicht zwingend auch dein Ziel sein muss.