Ich kenne niemanden, der sonderlich betrübt darüber ist, dass das Jahr 2022 nun zur Vergangenheit gehört. Im Allgemeinen höre ich „was für ein blödes Jahr!“ Mir geht es da nicht anders. Für mich war 2022 ein Jahr das Auf und Abs. Beruflich bin ich recht optimistisch in das Jahr gestartet mit der Aussicht auf einen tollen, neuen Job. Meine Freude darauf wurde jäh gebremst. Es folgte die Suche nach einem neuen Job. Dieser hat sich tatsächlich recht schnell gezeigt. Leider hat auch dieses Booking sehr unerwartet nach nur sechs Monaten geendet. Aber ich bin ja fleißig. Also habe ich die Jobsuche nochmal auf 11 gedreht und konnte das Jahr auch wieder in Lohn und Brot beenden.
Mit persönlichen Beziehungen ging es mir so ähnlich. Eine tolle Frau kennen gelernt, mich ein paarmal mit ihr getroffen, war überzeugt, dass ich mit ihr vielleicht bis zum Ende aller Tage verbringen möchte, von ihr erfahren, dass sie mich überhaupt nicht mehr sehen möchte. Einige andere Frauen kennen gelernt, geghostet worden, selbst festgestellt, dass die eine oder andere Prinzessin dann doch keine ist, wieder eine Frau mit der Perspektive auf immer kennen gelernt, mir angehört, dass ich ihr zu klein bin. Hier verlasse ich das Jahr mit deutlich weniger Perspektiven.
Dafür lief es bei den Freundschaften deutlich besser. Meine Jungs sind eine Bank! Ich bin sehr dankbar dafür, dass jeder von uns sich ab und an die Zeit freiräumt, damit wir uns sehen können. Das ist nicht immer einfach, da jeder seine unterschiedlichen Verpflichtungen hat. Dass wir das aber dennoch immer wieder schaffen, ist toll! Ich freue mich aber auch darüber, dass ich im vergangenen Jahr einige alte Freundschaften wieder mit Leben füllen konnte. Das war nicht immer mein Verdienst, aber ich habe immer mit Freude mitgewirkt. Und gerade bei Freunden, die ich nach langen Jahren wieder gesehen habe, stellte sich ganz schnell wieder dieses tolle Gefühl der Vertrautheit ein. Ich bin glücklich darüber, dass mir das gelungen ist. Darüber hinaus habe ich aber auch zahlreiche neue Leute kennen gelernt. Zur Mitte des Jahres stellte sich mir die Frage, wie man denn in meinem Alter nun noch neue Leute kennen lernen sollte, die vielleicht zu Freunden werden. Was ich dabei in diesem Jahr anders gemacht habe, ist, diese Frage auch laut zu stellen. Tatsächlich habe ich gelernt, dass mir doch mehr Leute zuhören, als ich mir selbst bislang zugestanden habe. Und so kamen dann auch aus unterschiedlichen Richtungen plötzlich neue Menschen in mein Leben. Insgesamt komme ich beim Thema Freundschaft mit dem größten Optimismus aus dem vergangenen Jahr. Und für das neue Jahr ist immer noch mehr als genug Luft. Es gibt noch zahlreiche alte Freundschaften, an die ich in diesem Jahr anknüpfen will. Und ich freue mich darauf, welche neuen Freundschaften sich in diesem Jahr entwickeln werden. Und darüber hinaus will ich all meine bestehenden Freundschaften nicht vergessen und sie so gut wie eben möglich pflegen.
Was meine Gesundheit angeht, bin ich letztes Jahr mit viel Tatendrang gestartet. Ein regelmäßiges Sport-Programm, die Umstellung meiner Ernährung und ein bewussterer Umgang mit Stress war angesagt. Das hat zu Beginn auch gut geklappt. Aber ich bin nun mal nicht allein auf diesem Planeten. Neben Umwelteinflüssen, anderen Menschen gibt es da auch diese Viren. Keine Sorge, ich will hier nicht auch auf diesem bösen C-Wort herumreiten, aber es hatte in diesem Jahr durchaus einen Effekt auf meine Gesundheit. Hätte mich schlimmer treffen können, aber drei Tage bettlägerig hat gereicht, meine Vorsätze in Gefahr zu bringen. Diese hochkomplexe Maschine, die ich meinen Körper nenne, ist tatsächlich nicht so leicht klein zu bekommen. Die Software, gerade auf den oberen Layern muss aber auch die richtigen Impulse ins System geben. Ok, das war jetzt schon wieder viel technisch anmutender Schnack, der am Ende nur sagen soll: ich hatte zwar zwischen späteren Frühjahr und frühen Herbst einen kleineren Durchhänger, aber eigentlich bin ich gut durch das Jahr gekommen. Die Aussicht aufs neue Jahr ist dabei sogar gut. Allerdings spüre ich mein Alter immer deutlicher. Vielleicht ist das der Grund, warum ich eine größere Motivation habe, gesünder zu leben. Inzwischen liegt mehr Weg hinter mir als vor mir. Und für das neue Jahr nehme ich deutlich mit: Ich bin nicht unsterblich.
Im Grunde sind das nun auch schon die wesentlichen Dinge, für meinen persönlichen Rückblick. Natürlich könnte ich nun noch die Frage aufwerfen, wie es mir wirtschaftlich ergangen ist. Die allgemeine Preisentwicklung ist für viele andere Menschen ein großes Thema des letzten Jahres. Für mich allerdings nicht. Natürlich brauche ich nun auch mehr Geld fürs Leben. In den letzten Jahren habe ich verschiedene Dinge in Angriff genommen, um weniger Geld auszugeben und an anderer Stelle mehr Puffer aufzubauen. Sicherlich handle ich hier auch aus einer gutgestellten Position heraus. Diese gutgestellte Position kommt aber gerade daher, dass ich mir in der Vergangenheit schon Gedanken gemacht habe und mich selbst eingeschränkt habe. Vorrausschauend zu handeln, soll daher auch mein Ansatz für das neue Jahr werden.
Gerade was das vorausschauende Handeln angeht, blicke ich eher pessimistisch auf meine Umwelt. Egal ob große Politik oder das alltägliche Leben im Kleinen, ist bei vielen Menschen geprägt, nur auf unmittelbare Dinge zu reagieren. Hier werden sehr oft sehr viel Energie und Ressourcen (z.B. Geld) verbraten, weil man eine Situation noch verändern will. Das geht oftmals schief.
„Don’t fix it till it’s broke“ wird hier gerne proklamiert. Das gute Pflege und vorausschauendes Handeln die Lebensdauer erhöht wird dabei gerne unterschlagen. Leider steckt der Turbo so fest in den Köpfen der Menschen, dass sich an diesem Verhalten wohl auch in diesem Jahr nichts ändern wird. Hier blicke ich wahrhaft pessimistisch in die Zukunft. Vielleicht hilft es, wenn ich meinen Pessimismus laut in die Welt trage? Vielleicht kann ich so eine langfristige Veränderung herbeiführen? In meinen ureigenen privaten Bereichen hat das Aussprechen des Wunsches nach Veränderung etwas bewirkt.
Wird sich in diesem Jahr also etwas ändern? Wahrscheinlich wenig. Das ist auf der eine Seite gut, da ich in den Bereichen, wo ich in diesem Jahr mit viel Mühe Verbesserungen erreicht habe, weiterhin mit Erfolgen rechnen kann. Auf der anderen Seite muss ich aber wohl hinnehmen, dass sich andere Dinge gar nicht oder nur sehr langsam verbessern werden. Womöglich brauchen die guten Dinge aber eben ihre Zeit. Kein Grund, nicht daran zu arbeiten.