Bier, Brot und Philosophie: Ein Stammtischgespräche unter Freunden.

In einer Gaststätte sitzen vier Menschen beisammen. Da kommt das Thema ‚Entscheidungen‘ auf. Der Erste postuliert folgenden Gedanken:

»Nun, ich möchte mal behaupten, dass Entscheidungen das Herzstück unseres Lebens sind. Sie bestimmen, wer wir sind und wohin wir gehen. Eine gute Entscheidung,- das ist meiner Meinung nach eine, die uns glücklich macht, – uns weiterbringt oder uns zumindest aus einer unangenehmen Situation herausholt. Schlechte Entscheidungen, na ja, das sind die, die uns Probleme bereiten, uns unglücklich machen oder uns in Schwierigkeiten bringen.

Aber wisst ihr, ich denke manchmal, dass es nicht immer möglich ist, genau zu wissen, welche Entscheidung gut oder schlecht ist. Manchmal ist das Leben einfach zu kompliziert, und wir müssen einfach unserem Bauchgefühl vertrauen. Denn am Ende des Tages kann niemand in die Zukunft schauen, und manchmal ist das, was wir heute als schlechte Entscheidung betrachten, morgen vielleicht die beste Entscheidung, die wir je getroffen haben.

Und ob es notwendig oder hilfreich ist, Entscheidungen zu treffen? Nun, meiner Meinung nach ist das Leben eine endlose Abfolge von Entscheidungen, ob wir es wollen oder nicht. Selbst wenn wir uns entscheiden, keine Entscheidung zu treffen, haben wir bereits eine Entscheidung getroffen – nämlich, nichts zu tun. Also, ja, ich würde sagen, es ist notwendig, Entscheidungen zu treffen, denn sie formen unseren Weg durchs Leben. Und ob sie hilfreich sind? Das hängt wohl davon ab, wie gut wir uns in der Kunst des Entscheidens üben und aus unseren Erfahrungen lernen. Prost!«

Geduldig hat sich die Runde diese Ausführung angehört. Doch als der Erste seinen Monolog mit einem kräftigen Schluck aus seinem Bierglas beendet, fühlt sich der gegenüber Sitzende zu einer eigenen Ausführung befleißigt.

»Zu deiner Ausführung möchte ich ein paar Punkte in Frage stellen. Zuerst einmal, ist es wirklich so, dass Entscheidungen das Herzstück unseres Lebens sind? Könnte es nicht sein, dass das Leben eher von Zufall und Umständen geprägt ist, auf die wir keinen Einfluss haben? Vielleicht sind die Entscheidungen, die wir treffen, weniger bedeutsam, als wir denken, und stattdessen sind es die unerwarteten Ereignisse und Begegnungen, die unser Leben formen.

Zweitens, die Unterscheidung zwischen guten und schlechten Entscheidungen ist vielleicht nicht so klar, wie es auf den ersten Blick scheint. Was in einer Situation gut oder schlecht ist, hängt von vielen Faktoren ab, einschließlich unserer Perspektive und unseren Prioritäten. Manchmal ist eine Entscheidung, die für einen Menschen gut ist, für einen anderen schlecht. In solchen Fällen ist es schwierig, eine objektive Beurteilung darüber zu treffen, was eine gute oder schlechte Entscheidung ist.

Außerdem könnte man argumentieren, dass der Fokus auf Entscheidungen uns von der Anerkennung unserer inneren Stärken und Schwächen ablenkt. Anstatt uns auf die richtige oder falsche Entscheidung zu konzentrieren, sollten wir vielleicht mehr Wert darauf legen, uns selbst besser kennenzulernen und zu verstehen, was uns antreibt und motiviert.

Schließlich ist es wichtig, anzuerkennen, dass das Leben oft unvorhersehbar ist. Selbst wenn wir uns bemühen, gut informierte Entscheidungen zu treffen, können wir nie alle möglichen Ergebnisse vorhersehen. Anstatt uns auf die Notwendigkeit von Entscheidungen zu konzentrieren, könnten wir uns stattdessen darauf konzentrieren, flexibel und anpassungsfähig zu sein, um auf die ständig wechselnden Gegebenheiten zu reagieren und das Beste aus den Situationen zu machen, die sich uns bieten. In diesem Sinne ist es vielleicht weniger wichtig, ob wir Entscheidungen treffen oder nicht, sondern vielmehr, wie wir mit den Herausforderungen und Möglichkeiten umgehen, die das Leben uns bietet.«

Auch die dritte Person hat zu diesem Thema eine Meinung. Folgendes gibt er in der Runde zum Besten:

»Also, meine lieben Freunde, ich muss schon sagen, das waren ja zwei ziemlich interessante Meinungen, die wir hier gehört haben. Aber um ehrlich zu sein, kann ich nicht umhin zu bemerken, dass beide Ansichten von Leuten zu stammen scheinen, die sich anscheinend noch nie ernsthaft mit den wirklichen Herausforderungen des Lebens auseinandergesetzt haben.

Die erste Position hat uns erzählt, dass Entscheidungen das Herzstück unseres Lebens sind, und die zweite hat uns gesagt, dass das Leben unvorhersehbar ist und wir flexibel sein sollten. Das mag ja alles schön und gut klingen, aber wenn man mal genauer darüber nachdenkt, merkt man, dass das alles ziemlich oberflächliche Gedanken sind, die kaum einen Bezug zur Realität haben.

Wir alle wissen doch, dass das Leben komplex ist und dass man manchmal Entscheidungen treffen muss, auch wenn man sich dabei unwohl fühlt. Das Leben ist kein einfaches Spiel, bei dem man einfach mal flexibel sein kann und alles wird gut. Nein, manchmal muss man sich wirklich durchbeißen und schwierige Entscheidungen treffen, auch wenn das bedeutet, dass man sich die Hände schmutzig macht.

Auch die Unterscheidung zwischen guten und schlechten Entscheidungen ist nicht so banal, wie sie uns hier präsentiert wurde. Wir alle wissen, dass das Leben voller Grauzonen ist und dass man manchmal Entscheidungen treffen muss, die nicht eindeutig gut oder schlecht sind. Die Vorstellung, dass es immer eine klare Antwort gibt, ist einfach naiv und zeugt von mangelndem Verständnis für die Komplexität des Lebens.

Was ich damit sagen will, ist, dass beide Positionen hier uns in die Irre führen. Sie machen es uns zu einfach und lassen uns glauben, dass das Leben entweder nur aus Entscheidungen besteht oder dass wir einfach flexibel sein müssen. Aber das wahre Leben ist viel komplizierter als das. Es ist ein ständiger Kampf zwischen Entscheidungen, Zufall und Umständen, und wir müssen unser Bestes geben, um uns zurechtzufinden.

Als Person mit gesundem Menschenverstand sage ich euch: Lasst euch nicht von solchen vereinfachten Ansichten täuschen. Schaut stattdessen auf eure eigenen Erfahrungen und euren gesunden Menschenverstand, denn das sind die wahren Lehrmeister im Leben.«

Die vierte Person der Runde hat sich die Ausführung geduldig kauend und trinken angehört. Nun entschließt er sich, folgende Gedanken zum Thema zu teilen:

»Freunde, ihr habt jetzt schon so viel gehört von all diesen verschiedenen Meinungen über Entscheidungen, Flexibilität und das Leben im Allgemeinen. Aber wisst ihr was? Ich denke, wir machen uns das Leben viel zu kompliziert, indem wir uns in solchen Gedanken verstricken. Ich sag’s euch, die Lösung liegt eigentlich ganz einfach auf der Hand: Bier am Sonntagvormittag und ausreichend Schinken-Käse-Brötchen für alle!

Stellt euch mal vor, jeder würde sich einfach mal entspannen, anstatt sich ständig den Kopf über Entscheidungen und das Leben zu zerbrechen. Wir könnten einfach gemeinsam ein Bier trinken, uns zurücklehnen und die Welt um uns herum genießen. Die meisten Probleme entstehen doch nur, weil wir uns so viele Gedanken machen und alles analysieren wollen.

Und was die Schinken-Käse-Brötchen angeht, na ja, wer kann schon schlechte Laune haben, wenn er ein leckeres Brötchen in der Hand hat? Gutes Essen bringt die Menschen zusammen und sorgt für ein geselliges Miteinander. Wenn wir alle einfach genug Schinken-Käse-Brötchen hätten, könnten wir uns auf die schönen Dinge im Leben konzentrieren und die Probleme des Alltags vergessen.

Ihr seht also, manchmal sind es die einfachen Dinge im Leben, die uns wirklich glücklich machen. Lasst uns nicht den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen. Anstatt uns mit endlosen philosophischen Diskussionen zu beschäftigen, sollten wir uns auf das konzentrieren, was uns wirklich glücklich macht: ein gutes Bier, ein leckeres Schinken-Käse-Brötchen und die Gemeinschaft unserer Freunde. In diesem Sinne, Prost und guten Appetit!«

Ein Mann am Nebentisch, der wohl seit geraumer Zeit das Gespräch interessiert verfolgte, wendet sich nun an die Gruppe:

»Entschuldigung, ich konnte nicht umhin, eure angeregte Diskussion hier mitzuverfolgen. Ich finde es immer wieder spannend, verschiedene Meinungen und Perspektiven kennenzulernen. Erlaubt mir bitte, auch ein paar Gedanken beizutragen.

Jeder von euch hat interessante Ansichten geteilt, und es ist offensichtlich, dass ihr alle eure eigenen Erfahrungen und Überzeugungen habt. In der Tat ist das Leben komplex und facettenreich, und es gibt nicht immer eine eindeutige Antwort auf die Fragen, die uns beschäftigen.

Ich denke, es ist wichtig, dass wir alle offen für unterschiedliche Perspektiven bleiben und uns bemühen, voneinander zu lernen. Die Welt ist ein Mosaik aus unterschiedlichen Kulturen, Überzeugungen und Erfahrungen, und es gibt immer wieder Neues zu entdecken und zu verstehen.

Ein Bier und eine gute Mahlzeit können sicherlich dazu beitragen, die Stimmung zu lockern und die Atmosphäre für anregende Gespräche zu schaffen. Aber ich möchte auch betonen, dass es wertvoll ist, sich Zeit zu nehmen, um unsere Meinungen und Überzeugungen zu reflektieren und zu hinterfragen. Nur so können wir wachsen und uns weiterentwickeln, sowohl als Individuen als auch als Gesellschaft.

In diesem Sinne möchte ich vorschlagen, dass wir unsere Diskussion fortsetzen, nicht nur in Bezug auf die Themen, die ihr bereits angesprochen habt, sondern auch, um neue Ideen und Perspektiven zu erkunden. Vielleicht können wir uns gegenseitig inspirieren und etwas Neues lernen, während wir hier gemeinsam unsere Zeit genießen.

Auf eine weiterhin angeregte Diskussion und ein gutes Miteinander, Prost!«

Wie ein Ei dem anderen

Manchmal fragen mich Menschen, wie das mit meiner Kreativität funktioniert. Meist haben sie mich zuvor etwas wage nach einer Idee oder Inspiration gefragt. Nach etwas Abklopfen der Rahmenbedingungen bin ich dann in der Regel in der Lage, irgendetwas mehr oder weniger Sinnvolles auszuspucken.

Das funktioniert mit verschiedenen Themen, aber am Besten funktioniert es für mich mit Geschichten. Im Herzen bin ich einfach Geschichtenerzähler, habe mich ja auch eingehend mit den Techniken des Schreibens von Geschichten und der Entwicklung des grundlegenden Stoffes beschäftigt. Und ich habe eine Zeit lang jeden Tag mit einer Stunde Zeit den ersten Abriss für eine neue Geschichte entwickelt. Da bleibt einfach etwas hängen.

Heute kam mir die Idee, ob ich das denn eigentlich immer noch kann. Dass ich das früher konnte, kann ich ja mit einem Ordner voller Ideen belegen. Aber vielleicht habe ich es inzwischen verlernt oder bin einfach nicht mehr in Übung? Zeit mich selbst zu überprüfen.

Ausgangspunkt sind zwei Eier. Es darf mich bitte niemand fragen, warum ich gerade auf zwei Eier komme. Das ist einfach jenes Bild, das ich in diesem Moment im Kopf hatte. Vielleicht, weil ich noch genau zwei Eier im Kühlschrank habe?

Eine Geschichte lebt im Grunde immer vom Konflikt. Was kann es aber bei Eiern für einen Konflikt geben? Schließlich gleichen sie doch wie ein Ei dem anderen? Was aber, wenn dem einmal nicht mehr so wäre? Was, wenn z.B. ein Ei deutlich größer wäre als das andere?

Damit lässt sich schon mal was anfangen, trägt den Konflikt aber noch nicht weit genug. Wegen einem womöglich zu großem Ei wird noch keine interessante Geschichte daraus. Was aber, wenn das Huhn, das dieses Ei gelegt hat, einfach nur noch erheblich große Eier legt? Hier wird es schon interessanter, aber doch noch nicht besonders außergewöhnlich. Außergewöhnlich wird es, wenn alle Hühner auf dem Bauernhof erheblich größere Eier legen und auch alle neugeborenen Tiere deutlich größer werden, als ihre Artgenossen auf anderen Höfen.

Damit hat sich jetzt auch schon der Ort der Handlung eingeschlichen: ein Bauernhof. Jetzt müssen wir uns nur noch darüber klar werden, aus wessen Perspektive die Geschichte erzählt wird. Der Bauer oder die Bäuerin lägen vielleicht nahe, aber irgendwie sind sie zu nahe am Geschehen, um die Besonderheit hervorzuheben. Aber wir könnten einen Kniff anwenden, und die Nichte des Bauern dafür verwenden, welche eigentlich gar nicht auf dem Bauernhof, sondern in der entfernten Großstadt lebt und mit Beginn der Geschichte einfach zu Besuch kommt. Grund dafür könnte ja sein, dass sie für einige Zeit ihrem hektischen Berufsalltag als PR-Managerin entkommen muss und sich daher zu Onkel und Tante aufs Land zurückzieht.

Unser Konflikt ist aber noch nicht stark genug. Warum sind die übergroßen Supersize-Eier denn ein Problem? Wahrscheinlich, weil die Eier durch ihre Größe einfach nicht mehr in die handelsüblichen Verpackungen passen und deswegen nicht mehr von den Großhändlern abgenommen werden? Vielleicht sind sie auch für eine industrielle Restverwertung ungeeignet, weil zu teuer – denn es sind hochwertige Bio-Eier. Der Bauer hat nämlich erst vor wenigen Jahren seinen Betrieb auf eine artgerechte Hühnerhaltung umgestellt. Womöglich fühlte er sich einfach zu alt, um den konventionellen Betrieb weiter aufrecht zu erhalten – seine eigenen Kinder wollten lieber im Büro arbeiten, als auf dem Feld oder mit Nutzvieh. Da hat er sich einfach dazu entschlossen, die Landwirtschaft soweit aufzugeben. Aus sentimentalen Gründen hält er sich jetzt aber halt noch Hühner. Da haben seine Frau und er wenigstens noch ein bisschen was zu tun. Die Hühner haben auf dem nun leeren Hof ja jetzt auch jede Menge Platz.

Wenn aber keiner die Eier oder die Hühner mehr kaufen will, ist diese Arbeit aber auch unwirtschaftlich – nur alleine der Hofladen reicht dann ja auch nicht. Also grübelt der Bauer darüber nach, das mit den Hühnern auch bleiben zu lassen. Aber seiner Frau gefällt der Gedanken nicht.

Die liebe Nichte will ihrer Tante da zur Seite springen. Wozu ist sie denn PR- und Marketing-Fachfrau, wenn sie Super-Bio-Eier und Hühner nicht im großen Stil verkauft bekommt? Eine gute Dosis menschlicher Hybris kann gut für Spannung sorgen. Hier kann sie sich also eine Medien-Kampagne überlegen oder mit Sterne-Köchen eine Allianz für besseres Essen schmieden.

Durch die gesamten Aktivitäten können sich aber auch herrliche neue Konflikte entspinnen. Nicht jedem gefällt es, wenn ein Bauer mit übergroßen Hühnereiern in der Zeitung steht. Zum Beispiel dann nicht, wenn die eigenen Hühner günstigenfalls Eier normaler Größe legen.

Ein übereifriger Veterinär-Beamter könnte an dieser Situation auch so seine Zweifel haben und es als Möglichkeit sehen, seinen unbändigen Arbeitswillen unter Beweis zu stellen, was sich dann ja vielleicht positiv auf die Karriere auswirkt?

Natürlich darf auch die persönliche Geschichte unserer Protagonistin nicht vergessen werden. Was hat sie in die aktuelle Situation gebracht? Hatte sie vielleicht Zweifel an ihrem Beruf? Sucht (und findet) sie vielleicht die große Liebe oder hat über ihren Beruf nur verlernt, in einer freundschaftlichen Art mit anderen Menschen umzugehen? Was nimmt sie aus der ganzen Geschichte sonst noch für ihr Leben mit? Tatsächlich interessieren sich Leser oder Zuschauer doch für die Geschichten über andere Leute, um sich vielleicht mit ihnen identifizieren zu können. Die Ereignisse um die Charaktere herum, sind nur das Vehikel, das diese Geschichte auf interessante Art zu transportieren hat.

Die Geschichte hat jetzt schon einmal einen ersten Rahmen. Natürlich müsste man jetzt tiefer in die Recherche zu den ganzen Sachverhalten einsteigen und sich auch Lebensläufe für die verschiedenen Charakter überlegen. Und man muss auch die Entscheidung treffen, in welcher Art und mit welchem Umfang diese Geschichte zu erzählen ist. Vielleicht hat hier ja jemand ein paar Euro auf der Seite liegen, um mich konkret mit der Ausarbeitung zu beauftragen 😉

Für einige Minuten kreativer Arbeit bin ich mit dem Ergebnis aber ganz zufrieden. Geschichten entwickeln klappt also noch. Und vielleicht ist das ja für den Leser dieser Zeilen auch Anregung, sich selbst eigene Geschichten auszudenken. Mich würde das freuen.