Warum Fliegen die schnellste Art ist, um zu Verreisen …

Das lästige am fliegen ist, das man zunächst 30 Minuten in der Schlange am Check-in und dann nochmals 30 Minuten in der Schlange zur Sicherheitskontrolle steht.

Dann 30 Minuten quer durch den Flughafen rennen, um zum Gate zu kommen und nochmals eine halbe Stunde Schlange stehen bis zur Passkontrolle.

Jetzt noch 30 Minuten über das Flugfeld laufen, bis man im Flugzeug sitzt und dann nochmals 30 Minuten bis auch alle anderen ihren Platz gefunden haben und der Flieger endlich zur Startbahn rollt.

Zum Glück dauert mein Flug nur etwas mehr als eine Stunde✈

Reisen verhilft zu noch mehr Einblicken

Manchmal verhilft einem das Verhalten anderer Leute zu Einblicken. Am heutigen zweiten Tag meines Trips nach Berlin hatte ich sogar zweimal die Chance für einen besonderen Einblick in menschliche Verhaltensweisen.

Auf meiner Reise bin ich ein ausgemachter Geizhals Sparfuchs. Daher habe ich mich, statt in ein teures Hotel zu gehen, in ein günstiges Hostel eingemietet. Das mich die Nacht nur 15 Euro kostet, ließ mich schon fast ein bisschen schuldig fühlen. Ich war noch gespannt, ob sich irgendwo ein Haken auftat, womit ich auch Recht behielt.

Auch wenn ich über eine bekannte Hotel-Reservierungs-Seite in Einzelzimmer gebucht hatte, gab es nur Zimmer mit vier Betten. Kein Problem für mich, habe ich doch auch schon in so mancher Jugendherberge übernachtet. Das dabei keine Geschlechtertrennung herrschte, verwunderte mich nur, störte mich selbst aber nicht weiter.

Ganz im Gegensatz zu meinem Zimmergenossen zur zweiten Nacht. Das irgendetwas nicht stimmte, merkte ich schon, als ich ihn am späten Nachmittag das erste Mal in unserem Zimmer traf. Berlin hatte tolles Wetter aufgefahren und für April war es unglaublich warm. Trotzdem hatte er sich in seinem Bett hinter einem riesigen Notebook versteckt. Da er mir eher nord-afrikanischer Herkunft und nicht älter als 18 Jahre zu sein schien, mutmaßte ich, ihm sei vielleicht kalt oder er verspürte Heimweh. Mehr als eine flüchtige Begrüßung tauschten wir daher auch nicht aus und ich beging mein Berlin-Touristen-Programm für den Abend.

Einige Stunden später lag ich schon in meinem Bett, als er sich dann doch ein Herz fasste und mich ansprach. Unsere weiteren Zimmerkollegen hatten sich zu dieser Zeit zwar schon ihre Betten reserviert, waren aber wohl noch in den Straßen Berlins unterwegs. Also kam er zu mir und rüttelte mich an der Schulter: „Hey, I can’t stay here. There is a girl in the bed above me.“

Wir diskutierten ein bisschen über diesen Umstand –insbesondere da ich zunächst glaubte, ihn nicht richtig verstanden zu haben.Aber es war tatsächlich so: er fürchtete sich davor, mit einem weiblichen Wesen im gleichen Zimmer die Nacht zu verbringen.

Na, wenn das nicht gehe, muss er sich halt ein anderes Zimmer geben lassen, konnte ich ihm schließlich nur sagen. Das ginge wohl aus irgendwelchen Gründen nicht, entgegnete er mir. Dann musst du wohl die Nacht irgendwie überstehen, wird schon nicht so schlimm werden, konnte ich nur noch erwidern. Ich war ihm keine große Hilfe.

Sophia, das Mädchen um das es ging, kam dann einige Zeit später. Sie war ein quirliges, lustiges Mädchen Anfang 20, das erstmal mit jedem ein Gespräch führen wollte. Der Junge war dabei für sie wesentlich interessanter als ich. Da ihr Redeanteil deutlich höher war als der seine, hat sie wohl gar nicht mitbekommen, wie unangenehm ihm die Situation war. Irgendwann wollte sie dann aber auch schlafen gehen, zog sich splitternackt aus, ließ ihre Klamotten an Ort und Stelle liegen und kletterte über die Leiterin in ihr Bett.

Die Nacht war fantastisch still. Normalerweise neigen männliche Zimmergenossen gerne zum Schnarchen. Unser vierter Mann tauchte aber nicht auf, Sophia gab nur ab und an ein kleines Quieken von sich und ansonsten war nicht einmal ein Atmen zu hören. Hoffentlich habe ich den Schnarch-Anteil gewissenhaft übernommen.

Am nächsten Morgen kaufte ich mir im Supermarkt gegenüber ein Frühstück und aß es gemütlich am einzigen Tisch in unserem Zimmer. Davon aufgewacht, kletterte Sophia aus ihrem Bett und zog sich an, wobei sie beständig mit mir quasselte. In unserer auf Deutsch und Englisch geführten Unterhaltung nahm ich mit, dass sie aus Lissabon kam und in Berlin auf einer Konferenz für das Transportwesen war. Ich erzählte ihr, dass ich ebenfalls auf einer Konferenz sei, nämlich der Quo Vadis der deutschen Games-Industrie. Sie war darüber ganz aus dem Häuschen. Man könne ja dann später gemeinsam zu den Konferenzen fahren.
Ja, wenn die denn am gleichen Ort sind, könne sie mich gerne begleiten. Die Fahrt zur Kulturbrauerei – der Veranstaltungsort der Quo Vadis in diesem Jahr – dauert vom Berliner Ku’damm rund eine halbe Stunde mit der U-Bahn.

Ach, sie sei gestern mit einem Bus gefahren, das wäre ihr dann gar nicht solange vor gekommen, sprach sie und machte sich auf ihre Morgen-Toilette.

Darauf hatte unser junger Mitbewohner wohl nur gewartet: er sprang aus dem Bett, zog sich seine Schuhe an – mehr hatte er auch nicht ausgezogen – packte noch hektisch ein paar Sachen in seinen Koffer und war drauf und dran das Zimmer zu verlassen, als das Mädchen zurückkam.

Freudig wollte sie die Unterhaltung des vergangenen Abends mit ihm fortsetzen, aber mit ein paar gestammelten Entschuldigungen, die im Grunde auch hätten heißen könne, er müsse eilig los um ein trächtiges Kajak zu entbinden, schaffte er es aus der Tür.

Sophia war über dieses Verhalten etwas irritiert, so dass ich ihr von meiner Unterhaltung über die Nöte des Jungen berichtete. Wir lachten gemeinsam über den Vorfall und machten uns schließlich auch daran unser Zimmer zu verlassen. Da ich noch für eine weitere Nacht gebucht hatte  half ich ihr noch mit ihrem Gepäck.

Im Erdgeschoss trafen wir dann nochmal auf unseren Zimmergenossen. Erst hier viel mir auf, wie aschfahl er aussah. Er musste die ganze Nacht kein Auge zugemacht haben und war daher total übernächtigt.
Ich merkte ihm an, dass er am liebsten im Boden versunken wäre und keine weitere Sekunde mehr der kleinen Quasselstrippe ausgesetzt sein wollte. Daher verabschiedeten wir uns im Vorbeigehen nur noch einmal von ihm und ich zog Sophia mit mir auf die Straße.

Die Fahrt Richtung Prenzlauer Berg empfand ich als einigermaßen anstrengend. Nicht nur, dass Sophia unentwegt redete, sie tat auch buchstäblich alles, was ich tat. Als sie sich die gleiche Tageskarte für Berlins Nahverkehr kaufte, war ich schon etwas stutzig. Ob das denn für sie die richtige Fahrkarte wäre, fragte ich sie. Ja, ja das würde sicherlich so passen, war ihre Antwort.
Welche Fahrkarte sie denn am Vortag gekauft hätte, wollte ich von ihr wissen. Ach, da hätte sie einfach keine Fahrkarte gekauft, gab sie zurück.
Ob ihr klar sei, dass die Fahrkarte nicht für ihre Fahrt am Abend zum Flughafen gültig sei, wollte ich schließlich noch wissen. Das wäre eher ein Problem für den Abend, war ihre Entgegnung.

Nun, mir war das am Ende  egal. Ich war eher froh, dieses Mädchen bald wieder von der Backe zu haben.
Für sie kam dann aber die große Überraschung, als wir das Gelände der Kulturbrauerei betraten. Das sei ja gar nicht der Campus der ECE ließ sie mich wissen.
Stimmt, entgegnete ich. Das ist die Kulturbrauerei.
Ob ich hier denn schon öfter gewesen wäre und mich auskennen würde, war ihre Frage darauf hin.
Tatsächlich hatte ich tags davor das erste Mal dieses Gelände betreten.
Ob ich ihr denn helfen könnte, ihre Konferenz zu finden, wollte sie nun wissen.
Aber mit dem Verweis, das meine Konferenz  schon begonnen habe und ich am richtigen Ort bin, verabschiedete ich mich schließlich von ihr.

Ich grübelte später noch ein bisschen über diese Begegnung. Wie mir eine schnelle Google Maps Suche sagte, war sie mir gut 12 Kilometer in die falsche Richtung hinterhergelaufen.

Als Fazit kann ich aus dieser Doppelbegegnung nur ziehen:

Sei – besonders auf Reisen – darauf gefasst, dass du aus deiner Komfortzone gerissen wirst.

Und gib niemals die Verantwortung für deinen eigenen Weg ab. Wenn du jemanden anderen folgst, führt dich das nur zu seinem Ziel, das nicht zwingend auch dein Ziel sein muss.

Reisen verhilft zu Einblicken

Nach Monaten, die ich mit meinem neuen Job und meiner Wohnung – bzw. dem auflösen meiner alten Wohnung – beschäftigt war, hat nun endlich wieder die Reise-Phase in mein Leben zurückgefunden. Mein aktueller Trip führt mich gerade nach Berlin, um an der Gaming Konferenz Quo Vadis teilzunehmen.

Als alter Sparfuchs – manche sagen auch Geizhals – habe ich mir bereits vor Wochen eine Fahrt mit einem Nacht-ICE der Deutschen Bahn gebucht. Für den Basis-Preis von nicht einmal 20 Euro ein unglaubliches Schnäppchen. Natürlich bekam die Bahn am Ende doch etwas mehr Geld von mir, da einfach unglaublich nützliche Zusatz-Features zur Verfügung standen. Das Upselling war bei mir also erfolgreich und ich war immer noch der Meinung, ein unglaubliches Schnäppchen gemacht zu haben.

Wie mir ging es aber wohl auch den zahlreichen Fußball-Fans,die sich für den gleichen Zug gebucht hatten. Jetzt fühle ich mich zum Standard-Fussball-Fan nicht besonders kompatibel. Weder feiere ich irgendwelche Siege lautstark mit einer großen Menge Alkohol, noch bewältige ich den Frust über Niederlagen lautstark mit alkoholschwangeren Treuegelöbnissen. Dem Fußball und seinen Fans begegne ich ähnlich ignorant wie ich dem Gott der abrahamischen Religionen und seinen Anhängern: es mag ja sein, dass er existiert und für viele Menschen wichtig ist, mir ist das Thema aber Wurscht und man darf mich gerne ausführlich damit in Ruhe lassen.

In einem ICE-Wagen voller Fußballfans zu sitzen, ist für mich ähnlich entspannend, wie die Teilnahme an einem Weltfriedenskongress der verschiedenen Religionsgemeinschaften für einen Atheisten: man ist nicht nur mit den Kämpfen der verschiedenen Parteien konfrontiert, man selbst findet sich abwechseln in der Rolle des Gegners oder desjenigen, den es zu konvertieren gilt wieder.

Viel Schlaf habe ich in dieser Nacht nicht bekommen. Aber auch er ging vorbei.

Als Fazit kann ich nur sagen: egal für wie smart du dich hältst, andere sind mindestens genauso smart.

Man darf die Bahn nie vor der Ankunft loben


An diesem Wochenende war ich in Berlin. Gereist bin ich mit der Bahn. Das hieß am Samstag Abfahrt um 5 Uhr morgens und vergleichsweise pünktliche Ankunft. Ok, es waren tatsächlich zehn Minuten Verspätung, aber bei dieser Strecke zählt das eigentlich schon fast nicht. Als erfahrener Bahn-Fahrer bin ich hier gerne großzügig.

Die Rückfahrt begann ebenfalls ganz positiv. Ok, wir standen wohl länger in Spandau, da ein anderer Zug wohl einen Defekt hatte und somit die Schienen blockiert hat. Aber sowas kann einfach immer passieren und schließlich hat mein Zug diese kleine Verspätung bis Frankfurt am Main auch wieder aufgeholt.

Insgesamt war ich bis hier hin sehr angetan von meiner Reise. Seit längerer Zeit hatte ich wieder einmal ein Ticket für die erste Klasse. Dank früher Buchung und wahrscheinlich weil die Plätze in der ersten Klasse am Wochenende weniger belegt sind, hatte mir die Bahn mir ein kostenloses Upgrad auf die erste Klasse inklusive Sitzplatz-Reservierung angeboten. Ein Service, den ich bei meinen vielen Reisen in einem früheren Job immer als sehr angenehm empfand. Zusätzlich hat die Bahn auch eine sehr positive Entwicklung im digitalen Bereich durchlebt. Mein mobiles Ticket ist jetzt unmittelbar mit dem aktuellen Fahrplan verknüpft. Entsprechend konnte ich ständig die aktuellen Reisefortschritt nachvollziehen, ohne jeweils an den Bahnhöfen genau aufpassen zu müssen, wo wir den gerade sind. Mein Smartphone informierte mich sogar aktiv an die Ereignisse – z.B. das Umsteigen – meines Reiseplans. Das hat alles perfekt geklappt.
Zum anderen gab es in den Zügen durchgängig eine stabile Internetverbindung. Die hat mit ihrer Geschwindigkeit zwar nicht immer die Wurst vom Brot gezogen, aber für die erste SocialMedia Pflege nach dem Wochenende hat es gut gereicht. (Follow me on Twitter @Micha1072, follow me on Instagramm @Micha.on.insta – aber damit genug der Eigenwerbung.)

Gewohnt gut, da ausgesprochen freundlich, war auch wieder einmal das Zugpersonal. Mürrische Zugbegleiter gehören in meiner Wahrnehmung schon lange einer Zeit an, als dieses Unternehmen noch die Deutsche Bundesbahn war. Trotzdem mag ich gerade an dieser Stelle, die Leistung dieser Damen und Herren einmal Ausdrücklich loben und mich auch gerne für ihre Mühen mit uns nicht immer ganz unkomplizierten Reisenden bedanken. Danke, liebe Zugbegleiter.

Ich saß daher schon daran, einen positiven, lobenden Text über die Deutsche Bahn zu diesem Reiseerlebnis zu schreiben. Noch stand mir aber ein Zugwechsel in Frankfurt bevor. Und von hier sollte sich die Bahn mal wieder von ihrer schlechten Seite zeigen.

Ok, ich muss schon fair bleiben: Zugverspätungen und Ausfälle wegen Unwetters, Defekten, oder weil ein Mensch zu Schaden gekommen ist – Personenschaden ist ja der Bahn-Terminus für einen Selbstmörder, der nicht nur eine Tragödie für sich sondern auch für das betroffene Bahn-Personal darstellt – können einfach passieren. Der Projekt-Manager in mir sagt aber: das sind Risiken und auf diese kann man sich vorbereiten und sich passende Strategien überlegen.

Ob die DB hier patz, mag ich gar nicht sagen. Als Außenstehender kann man das auch gar nicht sagen. Als Fahrgast und Kunde muss ich aber feststellen: die Bahn patzt immer wieder bei der Kommunikation, wenn es zu Störungen kommt – und das entnervt den Kunden.

So auch in meinem Fall. Der grundsätzlich bereitstehende Zug wurde Minuten vor Abfahrt abgezogen. Vielleicht lag ein größerer Defekt vor, vielleicht waren aber auch nur die Toiletten verstopft. Es ist aber schon sehr irritierend, wenn man den Zug, den man zu betreten ins Auge gefasst hat, ohne einen einzigen Passagier aus dem Bahnhof fährt. Entsprechend sahen die Reise-willigen – inklusive mir – sehr irritiert den Schlussleuchten hinterher.

Das Anzeige erst Minuten später aktualisiert wurde, linderte unsere Ratlosigkeit nur geringfügig. Die Information hätte sicher schon früher zur Verfügung gestanden. Auch dass die Anzeige zwei mal nach jeweiligen Überschreiten der angegebenen Verzögerung aktualisiert wurde, beruhigte uns wartenden Fahrgäste nicht.

Rund 45 Minuten später wurde dann doch ein Zug für diese Fahrt bereitgestellt. Auch wenn nun solche Kleinigkeiten wie Sitzplatz-Reservierungen hinfällig waren, waren viele Menschen erleichtert, endlich die Weiterreise antreten zu können.

Eine Mischung aus Wut und Erheiterung erzeugte der Zugchef dann allerdings mit seiner Durchsage, dass der Lokführer erst in weiteren fünfzehn Minuten eintreffen würde. Sicher gelten für Lokführer auch sehr strenge Regeln, was Lenk- und Ruhezeiten angeht – und dies letztlich, um uns Bahnreisende bestmöglich vor Gefahren zu schützen. In diesem Moment konnten aber nur die Wenigstens hierfür Verständnis entwickeln.

Irgendwann ging es schließlich doch weiter. Die Bordcrew gab sich erhebliche Mühe, den Unmut der Reisenden zu besänftigen und es wurde sogar ein Extra-Stopp eingelegt, um für einige Reisende die Auswirkungen zu mildern. Da das Betriebsende der Bahnen mit erreichen von Stuttgart Hauptbahnhof bereits erreicht war, organisierte die Bahn auch auf eigene Kosten verschiedene Taxifahrten, so das kein Reisender gestrandet zurück blieb.

Das Personal sowohl im Zug, als auch am Info-Point im Bahnhof bekamen aber mehrfach die Auswirkungen von Irritation und Reisemüdigkeit zu spüren. Ein Umstand, den die Bahn in solchen Fällen mit besserer Information sicherlich hätte mildern können.

Ich wünsche den betreffenden Bahn-Mitarbeitern daher, dass ihr Unternehmen ihren Einsatz zu würdigen und anerkennen weiß. Mit etwas Abstand ist ihnen zumindest meine Würdigung und Dank sicher.